Aus dem Tal - aber für die weite Welt

 

Gerlinde Allmayer: Aus dem Tal. Gedichte, Szenen, Erzählungen in Schriftsprache und im Pinzgauer Dialekt. edition prowinzling 2009.

 

                         Das Schreiben:

                         für den, der es versteht, ist es angenehmer als Brot und Bier,

                         als Kleider und Salben. Es ist glückbringender als ein Erbteil in Ägypten

                         und als ein Grab im Westen.

                                 Papyrus Lansing: 2400 v. Chr

 

Vom Glück des Schreibens wussten, wie dieses Zitat beweist, bereits die alten Ägypter. Und auch das vorliegende Buch ist – so denke ich – ein gelungenes Beispiel für dieses Glück des Schreibens, für Schreiben als ein Weg zu anderen Menschen, als ein Weg, sich mitzuteilen, aber auch sich klarer zu werden über sich, seine Familie, seine Mitmenschen, seine Umwelt. Schreiben auch als Möglichkeit zu spielen, mit Wörtern, mit Klängen, mit Gegensätzen und Gegenüberstellungen, teilweise aus reiner Lust am Spiel, teilweise auch, um dadurch Verborgenes, Verhülltes, das, worüber man nicht spricht, ans Tageslicht zu bringen, vom Unbewussten ins Bewusste zu heben, um so „aufzuklären“. Schreiben, um sich auszudrücken, um seiner Beziehung, ja: Liebe zur Heimat, zum „Tal“, zum Pinzgau und seinen Menschen und seiner Sprache eine Stimme zu verleihen. - All das zeigt sich in den Gedichten, Erzählungen, kleinen Szenen – in (Ober)Pinzgauer Mundart und Standardsprache - , die sich in dem Band finden. Die stimmungsvollen und ästhetisch ansprechenden Schwarz-Weiß-Fotografien, die in den Band eingefügt sind, ergänzen die Texte und verleihen ihnen eine zusätzliche Dimension. Text und Bild ergänzen sich kongenial.

In sechs Kapitel hat die Autorin ihren Band gegliedert, und schon in den Überschriften zeigt sich dieser Zug zum Insistieren, zum Umkreisen des Themas durch Wiederholungen und Variationen.  Die Kapitel lauten: Übers Tal, Im Tal, Wintertal, Berg und Tal, Talgeschichten und - sozusagen als „Ausreißer“ - Ausblick.

Aus den Texten spricht eine Autorin, die Farbe bekennt, die sich das Recht aufs eigene Denken und Nachdenken nicht absprechen lässt, die Stellung bezieht, die aber auch Sinn für das Heitere, Humorvolle, die lustigen Dinge, die uns der Alltag beschert, besitzt. Dialekt und Standard-/Schriftsprache sind für die Autorin keine unversöhnlichen Gegensätze, es ist hier nicht der in der Dialektliteratur häufig zu spürende Kampf gegen die (übermächtige) Hochsprache zu bemerken, sondern Dialekt und Standard werden als Medien für den

Ausdruck dessen, was es zu sagen gibt, gesehen und genützt. Ich denke, dass diese unverkrampfte, nicht vom Bemühen um Konservierung des Althergebrachten geprägte Einstellung zur Sprachwirklichkeit und zum Leben auf dem Lande mithilft, den Texten ihre Frische und Aussagekraft zu verleihen.

Zum Beispiel wird in dem Text „Dorfruah“ im Bild des gefangenen und getöteten Maulwurfs die Problematik des (dörflichen) Ruhestörers, dessen, der anders als die anderen ist, der die Ordnung stört und daher zur Strecke gebracht werden muss und wird, dargestellt. Die Kritik am unmenschlichen Umgang mit illegalen Einwanderern („Luftlöcha“) wird - in Pinzgauer Mundart - in einer sprachspielerisch-sprachkritischen Art und Weise virtuos vorgebracht, die an Erich Fried erinnert. Es geht aber auch um Fragen des Frauseins, der Rolle der Frau in der Familie, der Selbstbestimmung, denen zum Beispiel im  Text „Sichtbar“ nachgespürt wird. Aber es geht nicht nur um ernste Themen, nein, es darf auch herzlich gelacht werden. Zum Beispiel bei „De Bergtua“, wo erzählt wird, wie Kinder die Wetterfestigkeit der elterlichen Anoraks auf die Probe stellen und das Material den unorthodoxen kindlichen Testvorgaben und Prüfmethoden nicht standhält; oder auch bei den Texten „’s patscherte Christkindl“ oder „s Bachökoch“, die humorvolle Ereignisse zur Weihnachtszeit schildern, oder bei der Szene zwischen der Frau und dem Beamten des Gesundheitsministeriums, wo mit sprachlichen Missverständnissen gespielt wird, genauso wie bei „Zirmkoglstrouß“, der Adresse der Autorin, einem Straßennamen, der Anlass für zahlreiche Missverständnisse und Fehlschreibungen ist.Den stärksten Eindruck hinterlassen – zumindest beim Rezensenten – die Texte, seien es Gedichte oder Prosa, in denen die Autorin mit viel sprachlichem Geschick und Gefühl, mit Tiefgang und Humor, mit starken Bildern und kühnen Metaphern wesentlichen menschlichen Erfahrungen nachspürt, sie zur Sprache bringt. Ich denke da an Prosatexte wie „Wintaabmd“, in denen prägende Erlebnisse eines Kindes ihren gelungenen sprachlichen Ausdruck finden, oder Gedichte wie „Durchblick“, „Fruajoh“ , „wous bleibb“ oder „Roas“, um nur einige Titel zu nennen.

Der Autorin ist zu wünschen, dass sie mit ihrem Buch die Leserinnen und Leser in ihrem Tal, im Pinzgau, in Salzburg und darüber hinaus erreicht: „Aus dem Tal“  - in die weite Welt.

                                                                                                                                                             Peter Haudum

 


"Himmel über der Nase"

 

Schorschi auf dem Weg zum Subbamangg

 Gerlinde Allmayer: Himmel über der Nase. Mit Bildern von Maria Schneider und Gerd Allmayer. Manggei-Lied von Max Faistauer. manggei verlag 2010.

 

Manggei, Manggei-Pfiff und Manggei-Schmalz, das sind Begriffe, die vermutlich auch bei jemandem, der nicht unmittelbar aus dem Pinzgau oder einer anderen Gebirgsregion Österreichs kommt, nicht nur Kopfschütteln und totale Ratlosigkeit hervorrufen. Aber was ein „Subbamangg“ ist, das werden wohl nur ausgewählte „Innergebirgler“ wissen  - oder diejenigen, die Gerlinde Allmayers bezauberndes Kinderbuch Himmel über der Nase bereits gelesen haben. Denjenigen, die es noch nicht wissen sollten, sei es hier verraten: Ein „Subbamangg“ ist ein Weiser, ein Wissender, ein Lebenskluger, buddhistisch: ein Erleuchteter.

Und so ein „Subbamangg“ zu werden, das ist der innigste Wunsch von Schorschi, dem kleinen Murmeltier, dessen Erlebnisse und Abenteuer auf dem Weg zum „Erwachsen-werden“, zum Reifen in diesem Buch Gerlinde Allmayers erzählt werden - in  kindgerechter Sprache und mit reizenden Bildern, die häufig Fotografie und gezeichnetes Bild verbinden, illustriert. Es ist ein Buch, das Kindern Mut macht, Mut dazu, ihren eigenen Vorstellungen, Wünschen,  - um es vielleicht etwas pathetisch auszudrücken - der Stimme ihres Herzens  zu folgen, auf sich zu vertrauen. Schorschi ist keiner, der besonders geschickt ist, der besonders gut laufen kann oder sonstige körperliche Vorzüge aufweist, ganz im Gegenteil, die anderen Murmeltierkinder lachen über ihn und seine vermeintliche Langsamkeit. Aber er vertraut seiner inneren Stimme, die ihn leitet. Und mit diesem Selbstvertrauen und Mutterwitz besteht er aufregende Murmeltierabenteuer und reift in diesem Sommer, von dem erzählt wird, sodass er den „Zuz“ (für des Pinzgauerischen nicht Kundige sei es übersetzt: Schnuller), aus dem er „Weischheit“ zu saugen glaubt, verschenken kann.

Das Buch ist allen zu empfehlen: Den Kindern, die es bereits selber lesen können oder es sich vorlesen lassen, den Eltern und Großeltern und all jenen, die an die Kraft der inneren Stimme glauben – oder nicht glauben.

 

                                                                                                                                                          Mag. Peter Haudum

 



 

Der Pinzgau is a Gfüh.

 

Gedichte, Gschichtn, Liada. Hg. von Max Faistauer. 1. Aufl., Niedernsill: manggei verlag 2011. ISBN; 978-3-9501623-3-2. 125 Seiten.

Eine kleine Kostbarkeit haben wir in Händen. Max Faistauer hat elf Pinzgauer Dialektautorinnen und Dialektautoren gebeten, einige ihrer Lyrik- und Prosatexte – Gedichte, Gschichtn und Liada – in einer Anthologie zu versammeln und dafür Gerlinde Allmayer, eine der Autorinnen, und den mit ihrem Mann betriebenen jungen Niedernsiller manggei verlag ins Dialekt-Boot geholt und auch als Lektorin engagiert.
So kann man 75 literarische Beiträge erkunden und erfahren, was das heißt „Der Pinzgau is a Gfüh“, wie der Refrain des Mottogedichtes von Peter Blaikner, dem bekannten Kabarettisten, Theaterautor und Prosaisten aus Zell am See, lautet. Dabei soll schlichtweg angezeigt werden, dass es bei genauerem Zusehen – trotz der unterschiedlichen Wege, die die Menschen gehen und aus welchen Perspektiven sie die Welt auch immer betrachten – kein Loskommen aus dem Raum ihrer Kindheit, der „Heimat“, gibt, in welcher Art und Weise auch immer. Max Faistauer aus St. Martin bei Lofer, schon als junger Lehrer und nunmehr seit mehr als einem halben Jahrhundert von den Klängen der deutschen Sprache, aber insbesondere von den Mundarten seiner engeren Heimat, seiner eigenen Kindheitssprache, fasziniert, weiß um die Motivationen seiner Autorinnen und Autoren: „In der Sprache ihrer Kindheit, die ihnen Zeit ihres Lebens Alltagssprache geblieben ist, vermögen sie sich unbefangener und freier auszudrücken als in der Schriftsprache.“ (S. 7) Er ist fasziniert von den „kleinräumigen Unterschieden in der Klangfarbe“ (S. 9), letztlich Ausdruck des Respekts vor dem Anderen, dem Abweichenden, so minimal die Unterschiede auch sein mögen. Er weiß um die Schwierigkeiten bei der letztlich nicht zu normierenden Schreibung der dialektalen Klänge und um jene „schwierige Balance“ zwischen „Lauttreue und Lesbarkeit“, die die AutorInnen für das je spezifische Sprachgebilde erfinden müssen, um einerseits dem ohnehin Kundigen den vertrauten Sprachklang nicht zu verfremden und andererseits den dialektfernen Leser nicht zu verprellen. Und er weiß um die besondere Kraft des mündlichen Vortrags von Dialekttexten sowie die Mühsal der bloßen und stillen Lektüre. Für den Herausgeber und für die sicher kleine, überschaubare Leserschaft vermittelt die vertraute Mundart Glaubwürdigkeit und Authentizität. Faistauer weiß auch um die Einheit von Leben und Dichtung – er versteht seine Sammlung als „Zeitdokument“, nicht nur im Festhalten des historischen Standes der Dialekte, sondern auch als Widerspiegelung der die AutorInnen bewegenden Lebens-Erfahrungen: „Mehr als ein halbes Jahrhundert Zeitgeschichte, Leben und Erleben von Kindheit bis ins hohe Alter im Pinzgau […].“ (S. 9) Freilich, die Pinzgauer Jugend ist leider nicht vertreten – die Alterspyramide reicht von den über Fünfzigjährigen bis zu den weit über Achtzigjährigen. Es ist eben diese Perspektive, wenn man denn von einer einheitlichen Perspektive überhaupt sprechen kann. Man kann es schlichtweg nicht. Die thematische und haltungsmäßige Bandbreite, die erkennbar wird, ist nämlich uneinheitlich und reicht von traditionellen Thematisierungen und Harmonisierungen über den verständigen, den gelassenen, aber auch schmerzvollen Blick auf eine noch immer präsente, auch bedrückende Vergangenheit bis hin zur kritischen, auch ironisierenden, mit Witz und Humor vorgetragenen Auseinandersetzung mit verstörenden Erscheinungen des aktuellen Lebens – eben vielfältig und bunt. In Kürzestporträts werden die Autorinnen und Autoren vorgestellt, wobei sich aus ihren Werkverzeichnissen auch ein Aufriss der überregionalen Dialekt-Initiativen seit den 1990er Jahren ablesen lässt, von der Anthologie „achtstimmig“ (2000) oder „FROST: relaunched“ (2006), über das „Salzburger Dialektmosaik“ (2002) und den Kalenderprojekten (z. B. „Innergebirg“ seit 1998) bis etwa zur Reihe „Zum Lesen, zan Vilesn und Losn“ (1995, 1997) oder der Dialekt-Zeitschrift „Morgenschtean“ (seit 1989): Lisl Innerhofer (*1925, Bramberg), Gundi Egger (*1959, Stuhlfelden), Barbara Rettenbacher (*1928, Walter-Kraus-Preisträgerin 2000, Niedernsill), Gerlinde Allmayer (*1958, Niedernsill), Theresia Oblasser (*1941, Walter-Kraus-Preisträgerin 2011, Taxenbach), Barbara Rathgeb (*1950, Rauris), Rosi Hoffmann (*1934, Thumersbach), Peter Blaikner (*1954, Zell am See), Lisbeth Willeit (*1942, St. Martin bei Lofer), Max Faistauer (*1934, Walter-Kraus-Preis 2005, St. Martin bei Lofer), Lisi Stahl (*1937, Unken).
Was kommt in den Blick, wovon lesen wir? Es ist die Vielfalt des Lebens, wohl nicht nur jene des Pinzgaus, und, wie gesagt, unterschiedliche Haltungen gegenüber Welt und Wirklichkeit werden sichtbar. Was ebenfalls ins Auge fällt, sind die unterschiedlichen Sensibilitäten im Umgang mit den Wortbeständen der Mundart bzw. der Hochsprache. In die Dialekttexte rutschen hier und dort und kritiklos moderne hochsprachliche Formulierungen, was freilich nichts anderes anzeigt als die lebendige Unabtrennbarkeit der „Sprachen“ – analog zu jener zunehmenden Sprachmixtur insbesondere aus Englisch/Amerikanisch und Deutsch – und doch: Für den sensiblen Dialektsprecher bleibt dies wohl gewöhnungsbedürftig. Ab und zu spürt man auch das Bestreben und die Lust, das aussterbende Mundart-Wort wegen seines wohl bald vergessenen Klangs und seiner spezifischen Bedeutung hinzusetzen, es so zu bewahren.
Kürzesttexte, wie sie dieser Band versammelt, verlangen Konzentrierung auf das jeweils Wesentliche – etwa in der Beschwörung der Schönheit und der Wiedergabe des Glücks der Naturwahrnehmung und der Faszination angesichts der Verwandlungen der Natur, nicht zuletzt als Symbol des sich verwandelnden Lebens, oder in den religiös getönten Texten, in denen z. B. Vergänglichkeits- und Alters-Erfahrungen zum Ausdruck kommen, weiters in den Auseinandersetzungen mit dem poetischen Schreiben selbst und den dabei erfahrenen Grenzen des Sagbaren, oder in einigen schönen Liebesgedichten, aber auch in den Thematisierungen von Identitäts-, Kommunikations- und Beziehungskonflikten sowie familiärer Gewalt und in den erzählerischen Vergegenwärtigungen sowohl schöner als auch beklemmender geschichtlicher Erinnerungen. Was besonders zu betonen ist: Einigen Autorinnen und Autoren gelingt es, ihre dialektalen Wortfolgen durchsichtig zu machen auf Bild- und Symbolhaftes. Dies sind sodann die Höhepunkte dieser Sammlung.

 

                                                                                                                                           Univ. Prof. Dr. Karl Müller 


 „oiss gsagg…“ von Max Faistauer

 

Dieses Buch bietet einen repräsentativen Querschnitt durch das breite Schaffen Max Faistauers, des (das Fremdwort sei hier gestattet) Doyens der Salzburger Mundartliteratur, des unermüdlichen und selbstlosen Förderers der Salzburger Mundartschreiberinnen und –schreiber, ganz besonders derjenigen, die im Pinzgau ihre Heimat haben.

Warum Literatur in Mundart?

Manch einer mag sich fragen, warum Mundartliteratur überhaupt geschrieben wird, überhaupt noch geschrieben wird, seit die Massenmedien und der Tourismus die Standardsprache auch in die abgelegensten Täler und Dörfer bringen, die rasante Verbreitung der Standardsprache unaufhaltsam scheint. Es gibt dafür m. E. zwei Gründe. Zum einen: Sprache kennzeichnet den Menschen und zeichnet ihn aus. Dem „Sprachwesen“ Mensch ist in die Wiege gelegt, Gefühle, Gedanken, Erlebnisse festzuhalten, sich mit ihnen auch im Medium Schrift und in Form von literarischer Gestaltung auseinanderzusetzen. Zum anderen: Sprache ist ein komplexes Phänomen. Sprache hat nicht nur die Aufgabe des reinen Informationsaustausches, sondern sie stiftet Identität, dient dem Ausdruck der personalen und regionalen Zugehörigkeit. Daher bedeutet die Verwendung von Mundart in der Literatur ein persönliches Statement, ein Bekenntnis zu den Menschen, deren Sprache man spricht, und der Region, aus der man stammt. Und dieses Bekenntnis zu den Menschen des Pinzgaus, zu ihrer Sprache, dem Pinzgauer Dialekt, zur Region ist für Max Faistauer von großer Bedeutung.

Mundart in gedruckter Form?

Mundartliteratur in gedruckter Form ist im Grunde genommen ein Widerspruch in sich. Mundart / Dialekt ist nach einhelliger wissenschaftlicher Ansicht vor allem durch Mündlichkeit charakterisiert, durch das gesprochene Wort. Die durch Druckerschwärze fixierte Form des Wortes kann, wenn sie für den durchschnittlichen Leser nicht unlesbar, ja undeutbar werden soll (man denke an die Verschriftlichungen des Wiener Dialekts durch die Mitglieder der Wiener Gruppe, insbesondere durch H. C. Artmann, an Verschriftlichungen wie „aumschl“ oder „schmoezxön“), den Klang des gesprochenen Wortes nur unzureichend wiedergeben. Und diesen Gegensatz zwischen gedrucktem Wort und Klang sucht das neue Buch von Max Faistauer aufzulösen, indem hier die gedruckten Texte (überwiegend) auch als Hörtexte angeboten werden, als Aufnahmen, die dem Leser / der Leserin den Klang der Mundart des Pinzgauer Saalachtales um Lofer, die Max Faistauer authentisch spricht, die

 Mundart, in der er schreibt, zu Gehör bringen. Der Leserin / dem Leser wird so die Möglichkeit gegeben, sich einzuhören, sich an der Klangfülle der Mundart zu erfreuen, das vorgestellte Klangbild des gedruckten Wortes am vom Autor gesprochenen Wort zu überprüfen. Es ist dies ein Novum in der heimischen Mundartliteratur, das sicherlich zu Nachahmungen anregen wird.

„oiss gsagg…“?

Die Leserin / der Leser darf sich auf ein Werk freuen, in dem vielleicht nicht alles gesagt wird, so wie der mehrdeutige Titel suggeriert, aber auf eines, in dem ein breites Spektrum von  Themen aufgegriffen wird. Derjenige, der Mundartliteratur automatisch und eindimensional mit den Eigenschaftswörtern „lustig, humoristisch, seicht, oberflächlich“ verbindet – wie das (leider) immer noch häufig geschieht- , wird sich in seinen Erwartungen getäuscht sehen, obwohl sich durchaus auch humorvolle Gedichte und Prosatexte in dem Werk finden. Es sind dies aber Texte, die ihre humoristische Wirkung überwiegend durch das gekonnte Spiel mit Sprache erzielen und nicht durch ein Sichlustigmachen über die Schwächen der anderen. Die Mehrzahl der Gedichte und Prosatexte - sie belegen die Bandbreite des Schaffens von Max Faistauer - befasst sich jedoch mit Themen, die Menschen immer bewegt haben und bewegen. Es geht dem Autor nicht um eine Verklärung einer Zeit, die es nicht mehr gibt (und die es so, wie sie manchmal  idyllisierend dargestellt wird, sehr wahrscheinlich auch nie gegeben hat), um die Verklärung einer bäuerlichen Arbeitswelt, die nur noch in den verschiedenen Heimatmuseen ihr nostalgisches Dasein fristet und bestaunt wird, sondern um Fragen des menschlichen Zusammenlebens, um Vorurteile, um den Umgang mit alten Menschen, um die Natur, um Jahreszeiten und religiöse Bräuche, ums Älterwerden und Sterben, kurzum: ums volle Leben. Gestaltet ist all dies in einer treffenden Art und Weise und einer Sicherheit in der Beherrschung der Mundart, einer Mundart, die nicht als „konservativ“, „rückwärtsgewandt“ oder „bäuerlich“ beschrieben werden kann, sondern die zeigt, dass die Mundart eine Sprachform ist, in der alle Themen gestaltet werden können, es hängt nur davon ab, wie meisterlich man sich der Mundart bedienen kann. Und das ist bei Max Faistauer zweifelsohne der Fall.

Dem Buch ist zu wünschen, dass es viele interessierte Leserinnen und Leser findet, die dem Autor bei seinen Gedanken und Überlegungen folgen (und auch vor kehlkopfakrobatischen Übungen nicht zurückschrecken).

                                                                                                                                                                    Peter Haudum

 


Fein verspunna....von Lisbeth Ebner

 

stoa wegrama und fliagn kinna ....

 

ich habe ein bild vor mir: eine aufgeweckte neunjährige, blitzenden schalk in den augen, mit langem braunen zopf, die schi fährt wie der teufel, ein wirbelwind, helles lachen...und dann ein ganz anderes bild: eine anmutige frau, erwachsen, konzentriert und ernsthaft, die mir im orf aufnahmestudio gegenübersitzt, dem klang der eigenen stimme nachlauscht, überprüft, ob im eben aufgenommenen auch tatsächlich all das mitschwingt, was ihr wichtig ist, zu vermitteln.

stoa wegrama, aufgrobn, stoa wegrama, aufgrobn ...

es ist die selbe frau, die vor vielen jahren in unserer gemeinsamen volksschulzeit auf dem dürrnberg als langzöpfiger wirbelwind durch klassenzimmer und über ver-schneite steilhänge flitzte. nun hatten sich unsere wege wieder gekreuzt. beim radio salzburg mundartwettbewerb quergredt (2008) war lisbeth eine der finalistinnen und ich hatte mich erstmals intensiv auf ihre texte eingelassen. Bei manchen zeilen blitzte mir noch der schalk aus der volksschulzeit entgegen. wunderbar. das wärmt. an vielen anderen stellen öffnete sich unvermittelt eine tiefe, die einen schwindeln lässt und gleichzeitig einlädt, nicht zu verharren, sich zu bewegen, lebendig zu bleiben.

s ganze gfüh tiaf drin vagrobn. zuagschütt. muaßt aufgrobn. stoa wegrama!

mit achtzehn jahren schrieb sie ihre ersten gedichte. versuche. später auch ge-reimtes auf auftrag. für hochzeiten. jubiläen. das hat sich geändert. schreiben ist für lisbeth ebner längst selbstverständlich geworden. es gehört zu ihrem selbstver-ständnis. also zum nie aufhörenden prozess, sich selbst zu verstehen. das erfordert mut. das verlangt radikale ehrlichkeit. und die zu sprache verdichteten

erkenntnisse dieses prozesses, die poetischen texte, die bilderstarken sätze, sind angebote an uns, uns davon berührenzu lassen. uns ebenfalls auf die suche zu machen.

einetröpfet wia tautropfn in a rosnblüah san deine wörta in mi

das leichte und das schwere ist es, das die gedichte von lisbeth ebner in meinen augen auszeichnet. auch wie schwer es ist, leicht zu sein, sich leicht zu fühlen. das selbstverständliche zu tun.

oafach amoi a bleame schenkn

da ist oft vom fliegen wollen die rede, vom abheben und schweben, vom vertrauen gewinnen in die eigene kraft.

fliag vogl fliag, d welt is groß und weit ...

in diesen texten steckt kraft. bei all der oft auch spürbaren schwere klingt nie resignation durch. immer vertrauen. Zu sich selbst und letztendlich auch zum gegenüber. der wirbelwind aus der volksschulzeit ist zu einer gefühlstiefen per-sönlichkeit gereift, ohne die leichtigkeit des schalks ganz vergessen zu haben. zu einer frau, die ihr netz aus sprache über die schönheiten und unebenheiten unserer

wirklichkeit spannt. viele texte - vor allem aus der jüngeren schaffensphase -

zeichnen sich auch durch hohe rhythmische qualität aus. scheuen sich nicht, leerstellen offen zu lassen, in die wir uns, die lesenden, mit all unserer erfahrung selbst einbringen können. mögen sie, liebe leserin, lieber leser, mit den fein versponnen

texten von lisbeth ebner auf ihrem eigenen weg ein gutes stück weiter kommen.

das wünsche ich ihnen von herzen!

                                                                                                                                                              Manfred Baumann

 

 


Warten warten auf...von Max Faistauer

 

Gott Grüaß enk Leutl allesamt ...

Als siebenjähriger Knirps habe ich in der Volksschule dieses Anklöckllied kennen und singen gelernt, in einer Zeit, in der die Regierenden zwar Brauchtum einen hohen

Stellenwert bekundeten, christlich religiöse Bräuche aber heftigst ablehnten, ja verboten. Nicht zuletzt als spätes Vergelts Gott für seinen Lehrer, der damals mutig ein Schöckl „Hiatabuam“ zum Anklöckeln ermunterte, summt es der nunmehr gut Achtzigjährige heute noch gerne in der vorweihnachtlichen Zeit vor sich hin.

Mit seiner mittlerweile brüchig gewordenen Stimme will er es Zuhörern nicht mehr zumuten.

Meine Eltern hielten in den schweren Vierzigerjahren an Bräuchen in der Adventzeit genau so fest wie Teilnahme an Roratemessen oder dem Rosenkranzgebet.

Es wird scho glei dumpa ...

Im Mai 1945 war der Weltkrieg zu Ende, im Oktober wurde ich Gymnasiast im Erz-bischöflichen Internat Borromäum. Hier war es Regens Georg Feichtner, Priester und hervorragender Kirchenmusiker, der uns im Unterricht und im Internatschor von Hirten- und Krippenliedern, wie das oben angeführte aus seiner Tiroler Heimat, über In dulci Jubilo (Mit süßem Freudenschall) zu Tochter Sion aus Händels Messias führte.

Da draußt in Guggental, in einem Schafestall ...

Anfang der Fünfzigerjahre wurde das „Salzburger Adventsingen“ (von Tobi Reiser 1948 gegründet) allmählich im Land bekannt, auch durch die verbindenden Texte, die Karl Heinrich Waggerl vorlas. Haben sich damit zwei, und mehrere ihrer Mit-gestalter, ihre Enttäuschung, dass sie sich von einer menschenverachtenden Ideologie täuschen ließen, von der Seele gesungen, musiziert, gelesen?

Ihr Adventsingen fand Nachahmer in vielen Gemeinden und wurde zum beständigen Salzburger Brauchtum.

Jetzt fangen wir zu singen an ...

Auch für mich, inzwischen Lehrer geworden, war das Impuls, in meinen Wirkungs-stätten und -orten mit Schülern und jungen Leuten Adventsingen zu gestalten. Weil

Waggerls Geschichten schon landauf, landab gelesen wurden, begann ich selbst Texte zu schreiben. Stoff und Inhalte fand ich in der Heilsgeschichte der Bibel.

Das sprach sich herum, und bald baten mich befreundete Sänger und Musikanten um die Manuskripte oder luden mich ein, meine Gedichte und Geschichten bei ihren

Adventsingen vorzulesen.

Wann i waa ...

Geschichten aus meiner Kindheit, mit denen ich zunächst den Geleisen Waggerls folgte, waren mir bald zu wenig. Es entstanden Adventgedichte und Texte, in denen ich den tieferen Gehalt der biblischen Berichte hinterfragte, mich selbst fragte ich, wie ich mich verhielte, wäre ich eine der beteiligten Gestalten. Einfachen Hirtenspielen folgten später verdichtete Gedanken über Entwicklungen im Advent, die sich nach meinem Empfinden weit, zu weit vom religiösen Hintergrund entfernt hatten. Meiner hier dargestellten Entwicklung verdanke ich, dass ich viele meiner Texte über und für die vorweihnachtliche Zeit im vorliegenden Buch veröffentlichen kann. Sein Titel

„Warten, warten auf...“ deutet an, dass Leben immer auch eine Zeit des Wartens ist.

Dem Ehepaar Gerlinde und Gerd Allmayer, „manggeiverlag“ Niedernsill, danke ich für Anregung, Ermunterung und Gestaltung dieses Buches,

                                                                                                                                                                   Max Faistauer.

 


Da Hech zua...von Maria Junger

 

„Da Hech zua“ (der Höhe zu) lockte es Maria Junger, die Niedernsiller Ematbäurin in Ruhe, immer wieder. Zu ihrem Sechziger schaut sie zurück. Sieht sich als Kind, das von ihren Großeltern „weckpackn“ muss auf einen äußerst kargen Bauernhof, auf den ihre Mutter ein-geheiratet hat. Schaut zurück auf ein Gedicht, das ihr Großvater verfasste, nachdem sie der Hagel beim Geißensuchen auf der Alm bald erschlagen hätte. Diesem Großvater verdankt Maria wohl ihre poetische Ader. Hatte sie, die mit 17 ½ Jahren Bäurin wurde, auch viel Arbeit, durch ihren Kopf schwirrten immer wieder Ge-schichten und Gedichte. Nun liegen diese gedruckt vor uns: Erinnerungen und Gedanken einer dreifachen Mutter, für die „zommhöifn und mitanonda redn in der Familie“ höchstes Gut ist. Dazu Köstliches über menschliche Schwächen oder Diskurse von Jugendlichen – eine Mischung, die erheitert, aber auch nachdenklich macht und berührt.

Der seit der Volksschulzeit bestehenden Verbindung mit Gerlinde Allmayer, der er-fahrenen Autorin und Leiterin des „Manggei-Verlages“, verdankt Maria die Heraus-gabe ihres Buches. Durch sie wurde ihr auch bewusst, worauf es beim Dichten ankommt. Gerlindes Mann Gerd gestaltete mit seinem bezaubernden Foto von der Katzsteinalm den Umschlag des Buches sowie auch dessen „Inneres“, den Druck-satz mit den Bildern. Ich freue mich als Marias einstige Deutschlehrerin in der Volks- schuloberstufe, das Werk vorzustellen. Die Mühe des Mundartlesens wird sich für euch, liebe Leser, sicher lohnen!

 

                                                                                                                                                       Barbara Rettenbacher


Gschenkta Sunnstrahl...von Erika Rettenbacher

 

Erika Rettenbacher legt in Form eines neuen Gedichtbandes den Leserinnen und Lesern ein „Gedankenkörbchen“ vor.Im Bundesland Salzburg gibt es viele Mundartautorinnen und  -autoren, denen es ein Anliegen ist, ihre Erfahrungen, Erlebnisse, Stimmungen, ihre Gefühle und Gedanken im Medium des Dialekts niederzuschreiben, sich ihrer zu vergewissern, ihnen durch die Verschriftlichung und Publikation Dauerhaftigkeit und Breitenwirkung zu verleihen. (Hier ist vor allem dem „manggei verlag“ Gerlinde Allmayers in Niedernsill zu danken, der den Autorinnen und Autoren eine Publikationsmöglichkeit, die ansonsten für Schreibende in der Mundart sehr rar ist, eröffnet.)

Zu dieser regen „Mundartszene“ gehört auch Erika Rettenbacher aus St. Koloman, die mit Gschenkta Sunnstrahl,  ihrer zweiten Buchveröffentlichung nach Stehst am Himmö wia a Sichö (1994), die Leserinnen und Leser an ihren (Natur-)Beobachtungen, Überlegungen, Gedanken und Gefühlen teilnehmen lässt.

In der Vorrede zu dem Erzählband Bunte Steine (1853) formuliert Adalbert Stifter sein bekanntes „sanftes Gesetz“: „Das Wehen der Luft, das Rieseln des Wassers, das Wachsen der Getreide, das Wogen des Meeres, das Grünen der Erde, das Glänzen des Himmels, das Schimmern der Gestirne halte ich für groß“. Und in dieser Tradition des „sanften Gesetzes“ scheint mir der Gschenkta Sunnstrahl von Erika Rettenbacher zu stehen, ein Werk, das Gedichte vorwiegend in Mundart, der Tennengauer Mundart, aber auch in Hochsprache sowie Texte in Prosa umfasst. Dieser Bezug zeigt sich in der Beschäftigung mit der Natur in vielen Gedichten, im genauen, sorgfältigen Hinblicken auf Wachsen und Vergehen, auf Jugend und Älterwerden, auf Gänseblümchen und Regenbogen - auf die kleinen Dinge, denen wir allzu oft zu wenig Beachtung schenken -  die aber bereits Stifter als die wahrhaft großen Dinge angesehen hat.Der Band ist in sieben Abschnitte gegliedert, wobei im ersten Abschnitt „Wörter voll Liacht“ neben anderen Themen die innige Beziehung der Autorin zu ihrer „zweiten“ Mutter Barbara Rettenbacher in „Wörter(n) voll Wärm (und) Wörter(n) voll Liacht“ zum Ausdruck kommt.  Im letzten Kapitel „Weit weg und doh bei mir“ finden sich berührende Gedichte, die sich mit der Krankheit und dem Sterben der Mutter auseinandersetzen. Die übrigen Kapitel zeigen  eine Bandbreite von Themen, Gedanken und Reflexionen über menschliches Verhalten, so z. B. die Gedichte „Weg gschaut“, „Zammhaltn“ oder – mit einem generellen zeitkritischen Aspekt – „Herbstsunn“, über die Beziehung zu einem Du, z. B. „Glück“ oder „Bist du der?“, über unser Verhältnis zur und unseren Umgang mit der Natur, z. B. „A Wald“. Mit poetischen Stilmitteln wie der Verknappung, der Wiederholung, der Wiederholung mit Variation, der überraschenden Wendung ( „A Bienenschwarm / a Wespenschwarm / a Heuschreckenschwarm / a Frauenschwarm“) arbeitet die Autorin vielfach und weiß dadurch die Aussage ihrer Texte gekonnt zu verstärken.

Dem Buch ist zu wünschen, dass es die Leserin und den Leser findet, die der Autorin bei  ihrem Nachdenken, ihren Gedanken und Überlegungen folgen und die sich hoffentlich am Ende der Lektüre dem optimistischen Lebensmotto Erika Rettenbachers anschließen können:

„Aufstehn, allweil wieda aufstehn und d Sunn ins Herz scheina lassn.“

                                                                                                                                                                    Peter Haudum

 


Wasser Wünsche Wolkenreiter...von Gundi Egger

 

Unser Leben gleicht der Reise eines Wassertropfens. Die Reise beginnt im Berg. Der Wassertropfen sucht seinen Weg zur Quelle. Im kleinen Bach hüpft er neugierig über

Steine und spürt die Kraft, die ihn vorwärts treibt. Hindernisse stellen sich ihm in den Weg, verbauen oft seine Reiseroute. Er stürzt über Felsen, wird mächtig und laut, im

Wasserfall kann ihn niemand aufhalten. Jung, wild und unbekümmert bahnt er sich seinen Weg ins Tal. Das Leben ist schön. Aber Pflichten und Gewohnheiten zwängen ihn in ein enges Flussbett. Begegnungen und Beziehungen passieren und er versammelt sich mit seinen Freunden in einem See. Am Ende sucht er sich im Strom friedlich und gemächlich seinen Weg. Das Ankommen im Meer ist freundlich. Sonnenstraßen vergnügen sich auf dem Wasser. Im Alter fühlt er sich im Meer ge-borgen. Das Leben ist weise geworden. Doch dann ist es Zeit zu gehen. Er muss Abschied nehmen. Eine schwarze Wolke fängt ihn auf. Als der Wind die Wolke

gegen die Berge treibt, stürzt sich der Wassertropfen fröhlich zur Erde. Wissend lächelnd verschwindet er im Berg.

Gundi Egger aus Stuhlfelden möchte dazu einladen, mit ihr Fenster zu öffnen und auf Entdeckungsreisen zu gehen, miteinander der Sehnsucht Flügel verleihen und für Momente den Alltag zurücklassen.Wenn das Fenster geschlossen ist und sie in ihrer kleinen Welt beschäftigt ist, arbeitet sie als Amtsleiterin in der Gemeinde Stuhlfelden und umsorgt ihre Familie.

 

Vorwort

Wasser kann Leben retten, Wasser kann Wunder wirken, ewiger Kreislauf des Lebens. Worte können Leben retten, Worte können Wunder bewirken. Sie können uns auch auf eine Reise durch verschiedene Lebenszeiten mitnehmen und mit dem Schiff, das sich Sprache nennt, an unbekannten Ufern anlegen lassen. Mit Herz und Verstand hat sich Gundi Egger dem Thema „Wasser“ gewidmet und in ihrer Art zu schreiben, es in Wort und Bild begreifbar und fühlbar gemacht. Ein großes Danke, dass sie uns durch ihre Geschichten und Gedichte die Erkenntnis näher bringt, welche Weisheit, aber auch Trauer und Freude im täglichen Dasein spiegeln. Die Kraft und die Emotionalität ihrer Texte geben dem Leser, der Leserin die Möglichkeit sich hineinfühlen undhineinsinken zu lassen.

In Freundschaft und tiefer Verbundenheit

 

                                                                                                                                                             Sonja Ottenbacher


Geh, schau und staune... von Wolfgang Madreiter und Gerlinde Allmayer

 

Geleitwort

 

Bisher sind im Niedernsiller Manggei Verlag Bücher mit Mundartgeschichten und -gedichten heimischer Autor*inn*en erschienen. Vielfach waren den literarischen Texten Bilder beigefügt, um deren Stimmung zu unterstreichen.

Im vorliegenden Buch, „Geh, schau und staune“, beschritt der Verlag den Weg andersherum. Im Vordergrund stehen wunderbare kleine und große Kostbarkeiten für das Aug‘, welche der Fotograf Wolfgang Madreiter bei seinen Wanderungen in der Pinzgauer Landschaft  einfühlsam mit seiner Kamera festgehalten hat.

Auf seinen Wunsch schrieb Gerlinde Allmayer, Autorin und Verlegerin, ihre Gedanken und Empfindungen nieder, die sie bei der Betrachtung der einzelnen Bilder bewegten. Neben poetischen Gedichten genügte ihr oft auch ein kurzer Satz, um zu zeigen, in welche Stimmung ein Bild sie versetzte. Auch den Wechsel zwischen Dialekt und Hochsprache bestimmte der Eindruck, den ein Foto auf sie machte. Durch das geschriebene Wort erhält der Betrachter Anregung, sich den eigenen Zugang zu den abgebildeten Motiven zu „erschauen“. Mit dem achtsamen Zusammenfügen beider Elemente gelang Gerd Allmayer auch grafisch eine harmonische Abstimmung von Bild und Wort.

Der Titel des Buches ermuntert zum Gehen in freier Natur, um zu schauen, was diese zum Staunen bietet. Das gelungene Werk lädt ein zum Schauen, Staunen und Lesen.

                                                                                                                                                                   Max Faistauer

 

 

Von den Freuden und Problemen des Eigenheimbaus und der Kindererziehung

 

Gerlinde Allmayer: Komm, bauen wir uns ein Nest!

Niedernsill: manggei verlag, 2022.

 

 

Nach der bezaubernden Erzählung über Schorschi, das kleine Murmeltier, pinzgauerisch: Manggei, das ein Subbamangg werden will, und einem nicht minder reizenden Ausflug in die Wüste mit dem Kamelmädchen Kara Meli wendet sich Gerlinde Allmayer in ihrem neuesten Buch für Kinder (und Erwachsene!) der heimischen Vogelwelt zu.

 

Es geht darin um ein Stieglitzpärchen, das sich ausgerechnet einen Weinstock an einer Hausmauer als Ort für den Nestbau aussucht und was diese Platzwahl an Folgen mit sich bringt. Es gibt da nämlich ein menschliches Pendant zu dem Stieglitzpärchen, Oma und Opa, die durch diese Entscheidung der Vögel, hier ein Nest zu bauen und hier zu brüten, aus ihrer Alltagsroutine ausbrechen und alles unternehmen, um Nest und Bewohner zu beschützen und zu behüten - und auch zu beobachten.

 

Und so werden diese fünf Wochen zwischen Nestbau und Verlassen des Nests durch die Jungvögel zum aufregenden Abenteuer – nicht nur für die Stieglitze, die Eltern und die Kinder, sondern auch für Oma und Opa. Sie beobachten Tag für Tag ganz genau, was vor sich geht, was die Vogeleltern tun – vom Bau des Nests über das Eierlegen, das Ausbrüten, das Füttern und Heranwachsen der vier Jungvögel, bis diese flügge werden, das Nest verlassen und ins eigenständige Stieglitzleben fliegen.

 

All das wird in kindgerechter Sprache mit viel Humor, Selbstironie und Augenzwinkern erzählt und mit naiven, kindgerechten Illustrationen bebildert. Es ist so ein Buch entstanden, das versucht, Kindern die Magie des Lebens nahezubringen, ihr Herz für die Wunder der Natur zu öffnen, ihnen aber auch - ganz unbemerkt - Fakten über den Nestbau, die Nahrung, das Brutverhalten von Vögeln, insbesondere von Stieglitzen, zu vermitteln. Die vielen Fotos von den Ereignissen, die Gerd Allmayer aufgenommen und in das Buch integriert hat, sind der Beweis, dass sich all das so zugetragen hat, wie es erzählt wurde.

 

Das Buch ist allen zu empfehlen: den Kindern, den Eltern, den Omas und Opas sowie all jenen, die sich noch an den Wundern des Lebens erfreuen können.

 

Peter Haudum